Das Kreuz mit dem Kreuz – worauf es bei der Suche nach Hilfe zu achten gilt

 

15.03.2024

Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in Deutschland. Mindestens 85 Prozent aller Menschen leiden einmal in ihrem Leben unter Kreuzschmerzen. Wie dem vorgebeugt werden kann und was im akuten Fall zu tun ist, darüber informierte Dr. Susanne Neumeier, Chefärztin der Interdisziplinären Schmerztagesklinik am Klinikum Weiden, jetzt bei einem Vortrag.

„Das Kreuz mit dem Kreuz“ – so der Titel des Vortrags – war dann auch Programm. Denn nicht nur die Schmerzen selbst können belastend sein, auch das Finden der richtigen Therapie gleicht häufig einem schmerzhaften Weg. Vor allem dann, wenn die Rückenschmerzen chronisch werden, was bei rund einem Drittel aller Menschen über 65 Jahre droht. In einer Hinsicht konnte Dr. Susanne Neumeier aber beruhigen: „Rund 90 Prozent der Rückenschmerzen sind harmlos; das bedeutet, es steckt keine ernsthafte Erkrankung dahinter und es ist keine spezielle Therapie notwendig.“ Eine ärztliche Diagnostik und Behandlung sollte aber zwingend dann erfolgen, wenn zu den Rückenschmerzen unter anderem nächtliche Schmerzen, Fieber, Gewichtsverlust oder eine Grunderkrankung kommen. In diesen Fällen kann häufig ein Bandscheibenvorfall oder -entzündung, ein Wirbelbruch, Osteoporose oder auch ein Tumor Auslöser sein.

Ursachen für den deutlich größeren Teil von Rückenschmerzen sind meist Bewegungsmangel, Stress oder Muskelverspannungen sein, bedingt durch verschiedene Risikofaktoren im beruflichen oder privaten Umfeld wie Schwerarbeit, einseitige Körperhaltung im Beruf oder Depressivität und ein Schmerzvermeidungs- und -schonverhalten. „Hier besteht ein realistisches Risiko, dass die Schmerzen chronisch werden – und genau das sollte man vermeiden“, so die Chefärztin, die bei ihrem Vortrag auch die wissenschaftliche Patientenleitlinie zur Rückenschmerzbehandlung vorstellte.

In dieser Nationalen Versorgungsleitlinie wird dann eine multimodale Behandlung und Therapie empfohlen, wenn die Leitlinienempfehlungen nach 12 Wochen keine relevante Besserung erbracht haben. „Bewegung, Entspannung und Stressbewältigung sind hier wichtige Bestandteile. Die Psyche und das soziale Umfeld müssen dringend beachtet werden. Bei Schmerzmitteln gilt: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“, so Dr. Neumeier.

Auch in der Schmerztagesklinik am Klinikum Weiden wird die multimodale Schmerzbewältigung angeboten. Hier kommen medizinische Behandlung, psychologische Verhaltenstherapie, Physio-, sowie Funktions- und Bewegungstherapie, Krafttraining sowie Entspannungs- und Atemtherapie zusammen. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Psychologen, Pflegekräften/MFA und Physiotherapeuten betreut jeden Schmerzpatienten mit Gruppen- und Einzeltherapie individuell.

Abschließend fasste Dr. Susanne Neumeier zusammen, was jeder Patient für sich selbst tun kann, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Elementar dabei ist es, sich selbst und den Körper kennen und einschätzen zu lernen: „Wer sich informiert und Beratung holt, sich bewegt, psychosoziale Risikofaktoren erkennt und auf einen ergonomischen Arbeitsplatz achtet, der macht schon mal viel richtig.“