Die Bedürfnisse von Menschen mit geistiger und psychischer Beeinträchtigung in der Medizin

 

28.11.2023

Gerade im medizinischen und pflegerischen Bereich müssen die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen besonders berücksichtigt werden. Worauf es hier ankommt, welche Herausforderungen bestehen und welche rechtlichen Aspekte zu beachten sind, das stand beim 8. Ethiktag des Klinischen Ethikkomitees (KEK) am Klinikum Weiden im Mittelpunkt.

Richter Roland Güll vom Weidener Amtsgericht klärte über das neue Betreuungsrecht auf. Hier werden vor allem auch die Rechte in der Mitbestimmung des Betreuten gestärkt sowie die Anforderungen für gesetzliche Betreuer erhöht. Besonders relevant ist, dass der Betreute mehr eingebunden wird in Entscheidungen, aber im Alltag trotzdem bei der Entscheidungsfindung durch den Betreuer unterstützt werden soll.

Beim Vortrag von Georg Schießl, dem Wohnstättenleiter des HPZ Irchenrieth, ging es vor allem um alltägliche Probleme an der Schnittstelle zwischen Einrichtungen der Eingliederungshilfe und medizinischen Einrichtungen. An einem Fallbeispiel zeigte er auf, dass bereits die Organisation von vermeintlich einfachen Untersuchungen sehr problematisch sein kann. Für Patienten mit Beeinträchtigungen stellen Eingriffe in den Alltagsablauf oft schon eine große Belastung dar. Neben dieser vor allem organisatorischen Problematik ergeben sich aber auch immer wieder Schwierigkeiten im Umgang mit beeinträchtigten Menschen. Hierzu wurde in der Podiumsdiskussion zusammen mit dem Publikum versucht, Lösungen zu erarbeiten. Während der regen Diskussion zeigte sich, dass beide Instanzen nicht immer die gleiche Sprache sprechen. Ein mobiler Patient aus medizinisch-pflegerischer Sicht ist nicht so einfach zu vergleichen mit einem mobilen Patienten aus heilpädagogischer Sicht, brachte die pflegerische Leitung der Loew’schen soziale Einrichtungen, Cathleen Nowak-Morgenroth, als Beispiel.

Andrea Leicht, Mutter einer behinderten Tochter, schilderte ausführlich aus der Sicht der Betroffenen, welche Probleme während eines Klinikaufenthaltes entstehen können. Zum Beispiel, dass es teilweise schwierig gewesen sei, dem Personal die speziellen Eigenheiten und Bedürfnisse des behinderten Menschen zu vermitteln. Von Vorteil ist, wenn die Pflegekräfte den Patienten aus vorhergehenden Aufenthalten kennen und so besser auf ihn eingehen können.

Georg Schießl informierte darüber, dass seit Ende 2022 Patientinnen und Patienten, die Leistungen der Eingliederungshilfe nach Teil 2 des SGB IX beziehen, Anspruch auf eine Begleitung im Krankenhaus haben. Das sind in der Regel Menschen mit Behinderung, die bereits im Alltag regelhaft einen Bedarf an Begleitung und Unterstützung durch eine vertraute Bezugsperson haben. Dies wird vom einweisenden Arzt bescheinigt und von den Krankenkassen refinanziert. Allerdings haben die Einrichtungen nicht immer die Kapazitäten,
jemanden mitzuschicken. 

Manuela Humig (Pflegedienstleitung) und Dr. Andrea Berger (Fachärztin für Neuropädiatrie in der Kinderklinik) schilderten aus der Sicht der Pädiatrie, wie wichtig individuelles Abholen der Patienten ist. Hierzu sind die Angehörigen sehr hilfreich, weil sie die Patienten am besten kennen. Manchmal muss aber auch erst der Patient oder die Begleitperson beruhigt werden. Einmal etwas mehr Zeit zu nehmen, spart hier Zeit. 

Die beiden Vertreter der Einrichtungen Cathleen Nowak-Morgenroth und Georg Schießl merkten an, dass oft der Datenschutz eine Hürde in der alltäglichen Kommunikation zwischen Klinik und Betreuer aus der Einrichtung sei. In diesem Zusammenhang sicherte Klinikdirektor Matthias Maier zu, Lösungen zum besseren Datenaustausch zu prüfen. 

Insgesamt kam man überein, dass es einen speziellen Ansprechpartner für Behinderte in der Kliniken Nordoberpfalz AG bräuchte, der für die Belange beider Seiten zur Verfügung steht. Cathleen Nowak-Morgenroth äußerte zum Schluss noch den Wunsch an das klinische Ethikkomitee, eine Art Ethikberatung für Behinderte mit zu unterstützen. Einig waren sich alle Beteiligten, dass man in Verbindung bleiben werde, um an dem Tag geborene Ideen weiterzuentwickeln und, sofern möglich, in die Tat umzusetzen.