Vorhofflimmern durch Vereisen stoppen

 

03.05.2022

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Bei fast jedem dritten Menschen wird im Verlauf seines Lebens die Erkrankung diagnostiziert. Vorhofflimmern erhöht das Risiko für eine Herzschwäche oder einen Schlaganfall. Kann Vorhofflimmern medikamentös nicht erfolgreich behandelt werden, ist ein minimal-invasiver Eingriff notwendig. Seit einiger Zeit können Patientinnen und Patienten am Klinikum Weiden hier von einem neuen Verfahren profitieren – der so genannten Kryoablation.

Beim Vorhofflimmern bringen elektrische Impulse, die an den Lungenvenen erzeugt werden, die in den linken Herzvorhof münden, das Herz aus dem Takt. Mit der Kryoablation wird dieses für die Rhythmusstörungen verantwortliche Herzmuskelgewebe gezielt gekühlt und vereist, die elektrische Leitung wird so isoliert. Über die Leistengefäße wird ein Katheter im linken Herzvorhof platziert. Ein Kryoballon verödet dann die entsprechenden Bereiche an den Pulmonalvenen, so dass sich fälschlicherweise erzeugte elektrische Signale nicht ausbreiten können. „Das System erreicht dabei Temperaturen von bis zu - 70 Grad. Der Kryoballon passt sich in seiner Größe den Lungenvenen an, so dass wir das betroffene Gewebe ganz gezielt behandeln können. Danach sind die Herzmuskelzellen durch die Kälte so verändert, dass sie die elektrischen Signale, die ursächlich für die Rhythmusstörung sind, nicht mehr weiterleiten. So kann aus den Lungenvenen kein Vorhofflimmern mehr gezündet werden“, erklärt Prof. Dr. Robert HG. Schwinger, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Weiden.

Bisher wurde das neue System (POLARx) vor allem in größeren Herzzentren und Universitätskliniken genutzt. Patientinnen und Patienten aus der Region, für die das System geeignet ist, mussten deshalb beispielsweise in München oder Regensburg behandelt werden. Jetzt ist die Kryoablation auch am Klinikum Weiden möglich. „Es ist ein sehr durchdachtes und innovatives Verfahren. Die Ablation ist sehr effektiv und sicher, der Katheter ist sehr flexibel, all das führt zu einem besseren und dauerhaften Therapieerfolg. Der Patient fühlt die Kälte, mit der wir dabei arbeiten, natürlich nicht“, so der Chefarzt der Medizinischen Klinik II, der ebenso wie Oberärztin MUDr. Jana Kropacek die Eingriffe am Klinikum Weiden durchführt. Die Einführung in das System übernahm PD Dr. Christian Heeger vom Universitären Herzzentrum Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.

Für die Versorgung in der Region bietet dieses Verfahren, das es so an keiner anderen Klinik in der mittleren und nördlichen Oberpfalz gibt, eine deutliche Verbesserung der medizinischen Versorgung – und zwar für alle Altersgruppen. Denn Symptome wie Herzstolpern, Herzrasen, Abgeschlagenheit oder Luftnot bei Anstrengung zeigen sich nicht nur bei älteren, sondern auch bei jüngeren Patientinnen und Patienten. „Wenn Patienten Symptome zeigen, sonst aber gesund sind, liegen die Erfolgschancen bei diesem Verfahren bei bis zu 80 Prozent, wenn der Eingriff im Anfangsstadium durchgeführt wird. Denn Vorhofflimmern kann chronisch werden. Durch das neue System können wir die Versorgung bei Herzerkrankungen nachhaltig verbessern. Wichtig ist dabei, die Behandlung und den Eingriff nicht hinauszuzögern“, betont Prof. Dr. Schwinger.

Bei der Etablierung der Elektrophysiologie und Ablationstherapie besteht, wie in vielen anderen Bereichen der Medizinischen Klinik II am Klinikum Weiden, eine enge Kooperation mit den Universitätskliniken in Regensburg und München.